DIE WELT BEFINDET SICH IN IHRER ERSTEN GLOBALEN ENERGIEKRISE
Im Rahmen einer am 19. Dezember 2022 gemeinsam mit dem Austrian Chapter des Club of Rome, der TU Wien, dem Klima- & Energiefonds und dem Klimaschutzministerium organisierten Veranstaltung präsentierte der Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA), Dr. Fatih Birol, den World Energy Outlook (WEO) 2022 der IEA.
Der World Energy Outlook wird jedes Jahr auf der Grundlage objektiver Daten und sachlicher Analysen veröffentlicht und bietet kritische Analysen und Einblicke in Trends bei der Energienachfrage und -versorgung sowie deren Bedeutung für die Energiesicherheit, den Umweltschutz und die wirtschaftliche Entwicklung. Die IEA-Projektionen werden dabei mittels Simulationsmodell erstellt, das von der IEA über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren entwickelt wurde und die Funktionsweise der Energiemärkte nachbildet.
Im aktuellen Bericht spricht die IEA von einem „nie dagewesenen Schock“ für das globale Energiesystem. Russlands Krieg gegen die Ukraine habe zu grossen Verwerfungen auf allen Energiemärkten geführt. Kurzfristig sei dieser Schock ein Problem, vor allem für ärmere Haushalte und Länder.
Viele Staaten ergriffen Massnahmen, um die Energiepreise für ihre Bevölkerung zu senken oder die Preissteigerungen mit Zuschüssen abzumildern, so die Autorinnen und Autoren des Berichts. Zudem suchten sie nach neuen Lieferanten für Erdgas und Erdöl, etwa im arabischen Raum und in den USA. Anderseits hätten viele Staaten in den letzten Monaten neue, ehrgeizigere Energie- und Klimapläne entwickelt, um die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern zu senken – so die USA, die EU, China und Japan.
Dr. Birol betonte: „Dies ist ein historischer und definitiver Wendepunkt in Richtung eines saubereren, sichereren und bezahlbaren Energiesystems.“
Doch auch wenn der Umbau so schnell vorangehe wie von der IEA prognostiziert, reiche dies nicht, um die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Vielmehr geht die IEA in ihrem Bericht von einer globalen Erderwärmung um 2,5 Grad bis zum Jahr 2100 aus.
Zur Frage nach den Folgen von Krieg und Sanktionen für Russland betonte Dr. Birol: „Russland war bisher der weltgrösste Exporteur fossiler Energieträger mit einem Marktanteil von 20% am weltweiten Handel. Dieser Anteil werde bis 2030 auf 13% sinken. Dies sei eine dauerhafte Entwicklung, da Europa mittelfristig keine fossilen Energieträger mehr aus Russland beziehen werde und andere Abnehmerländer wie China und Indien nicht in gleichem Ausmass russische Energie importieren würden. Insbesondere beim Erdgas werde es für Russland schwierig, neue Abnehmer zu finden, da die russische Erdgasinfrastruktur fast vollständig auf Exporte nach Europa ausgerichtet ist.“
Zum Videomitschnitt des World Energy Outlook 2022 gelangen Sie hier.